Diese Interview erscheint am 13. März 2015 in der Ausgabe des Bludenzer Anzeigers.
Mit Dr. Joachim Heinzl (43) steigt ein ausgewiesener Wirtschaftsexperte für Bludenz in den Ring. In seiner Funktion als Geschäftsführer der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH unterstützt er mit seinem Team Unternehmen in Vorarlberg beim Wachstum und der Schaffung von zusätzlicher Wertschöpfung. Im folgenden Gespräch spricht er über den Wirtschaftsstandort Bludenz, die politische Arbeit und wichtige Zukunftsprojekte.
Herr Heinzl, wie hat sich die Wirtschaft in Bludenz entwickelt? Die Wirtschaft in Bludenz hat sich positiv entwickelt. Die Kommunalsteuereinnahmen steigen seit mehreren Jahren, was eine kontinuierliche Zunahme an Beschäftigung zeigt. Ein Höchststand von über 90.000 Nächtigungen zeigt zudem eine positive Dynamik im Tourismus. Mit über 260 Betrieben aus unterschiedlichen Branchen verfügt Bludenz auch über eine gesunde Wirtschaftsstruktur. Wichtiges Rückgrat der regionalen Wirtschaft sind industrielle Leitbetriebe wie Getzner, Mondelez, Bertsch oder Sika. Mit rund 50 Millionen Euro Investitionen zeigt aktuell die Firma Getzner ein klares Bekenntnis zum Standort Bludenz. Mondelez baut gerade um 10 Millionen Euro eine neue Produktionsstraße, was ebenfalls positive Effekte für die nächsten Jahre bringen wird.
Was kann die Stadt Bludenz zu einer weiteren positiven Entwicklung beitragen? Eines vorweg: Es ist grundsätzlich nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, selbst Arbeitsplätze zu schaffen oder sich als Unternehmer zu engagieren. Das ist Aufgabe der Unternehmer. Die Politik schafft geeignete Rahmenbedingungen. Dazu gehören unter anderem Investitionsanreize durch Förderungen genauso wie ein wirtschaftsfreundliches Klima: kurze Wege, wenig Bürokratie, die Pflege eines positiven Standortimages für Betriebsansiedelungen und geeignete und voll erschlossene Betriebsflächen für Erweiterungsinvestitionen. Hier werden wir ansetzen und umsetzen.
Was sind aus ihrer Sicht die wichtigsten Zukunftsprojekte? Erstens, die weitere Belebung der Innenstadt durch die Attraktivierung der Rahmenbedingungen für Handel und Gastronomie sowie durch Themenmärkte und Veranstaltungen. Zweitens, die konsequente Umsetzung des räumlichen Entwicklungskonzeptes Bludenz-Bürs-Nüziders. Dabei liegt der Fokus auf gemeindeübergreifende Zusammenarbeit. Und drittens, die Quartiersentwicklung des Stadtviertels Bauhof-Herrengasse unter Miteinbeziehung des Stadtsaals. Wichtig wird hier sein, von vornherein auch private Investoren für das Projekt zu gewinnen.
Was reizt sie persönlich an der Politik? Wir beschäftigen uns mit vielfältigen Themen und mit Weichenstellungen für die Zukunft. Zum einen die Weiterentwicklung der kommunalen Infrastruktur, zum anderen die Sicherstellung einer optimalen Gesundheitsversorgung in Bludenz, um nur zwei Themen zu nennen. Ich möchte aktiv an diesen wichtigen Fragestellungen mitgestalten. Zudem ist der politische Diskurs auch über Parteigrenzen hinweg interessant, dabei geht es mir um die Sache, gute Lösungen und das Verbindende.
Der Wahlkampf ist im Finale, was haben sie für einen Eindruck? Ein Wahlkampf täuscht. Im politischen Alltag wird das meiste über Parteigrenzen hinweg im Konsens entschieden und auch von allen mitgetragen, das heißt dass die Positionen meist auf einer gemeinsamen Linie sind. Niemand sagt beispielsweise, dass die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen nicht sinnvoll wäre oder die Innenstadt nicht belebt werden soll. Einzig hinsichtlich der Herangehensweise und der Priorität der Umsetzung einzelner Projekte gibt es Unterschiede. Ich denke, dass es ein fairer Wahlkampf war, jetzt sind die Bludenzerinnen und Bludenzer am Wort.