Das ungekürzte Interview im Bludenzer Anzeiger vom 6. März 2015.
Mit Christoph Thoma (41) hat Mandi Katzenmayer nicht nur den ehemaligen Kulturchef von Bludenz an Board, sondern auch den aktuellen Stadtmarketing-Geschäftsführer von Bregenz, der in der Landeshauptstadt auch für das Citymanagement und folglich die Innenstadtentwicklung verantwortlich ist. Eine Steilvorlage für die Bludenzer Stadtentwicklung, auf die in Zusammenarbeit mit den Betrieben aufgebaut werden kann.
Christoph Thoma, ihre Schwerpunkte sind Kultur und Stadtmarketing? Kultur ist meine Profession. Hier bietet Bludenz einen breiten Gestaltungsspielraum, was ich selbst von 2006 bis 2008 erleben durfte. Es geht darum, Angebote mit überregionaler Strahlkraft ebenso wie regionales Kulturschaffen im Auge zu behalten. Und das hängt untrennbar mit der Stadtentwicklung zusammen, Menschen soweit zu sensibilisieren, dass Bludenz eine hohe Lebensqualität bietet. Damit wären wir beim Stadtmarketing. Ich möchte mich strategisch einbringen, für die operativen Agenden haben wir wunderbare Mitarbeiter.
Die Innenstadt ist ein Reizthema, welche Rezepte bringen Sie mit? Bludenz hat eine einzigartige Altstadt, diesen Flair werden wir weiter stärken. Ob Überdachungen unserer Altstadt dem Zeitgeist entsprechen, bezweifele ich, denn damit wäre die Atmosphäre langfristig beschädigt. Wir sind eben ein Stadtraum und kein Einkaufszentrum. Temporäre Dachlösungen hat unser Stadtmarketing bereits ausgearbeitet, da gilt es eine praktikable Lösung zu finden, gemeinsam mit dem Handel und den Eigentümern. Der Handel befindet sich in einem dynamischen Wandel, das ist ein globales Phänomen. Ich verweise auf die Zuwächse im Online-Handel. Wir werden weiter aktiv sein, Anbieter und Vermieter zusammenbringen, über die Zusammenlegung von Flächen muss ebenso nachgedacht werden, wohlgemerkt, dass diese Entscheidung die Vermieter treffen. Zudem braucht es eine zeitgemäße Homepage, professionelles Social Media und ein modernes Stadtmagazin.
Wie stehen Sie zu den Einkaufsflächen auf der grünen Wiese? Diese Entscheidung ist vor 20 Jahren getroffen worden und ist zu respektieren. Das Leben muss sich jedoch in den Stadtzentren abspielen, dort wo Menschen flanieren, einkaufen und verweilen. Diese Räume gilt es konsequent zu stärken, auch über die Raumplanung des Landes, wenn nötig auch mit dem dementsprechenden Nachdruck in Richtung Landhaus. Bludenz ist mit den Märkten und Events am richtigen Weg. Das Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ muss zudem aufgebaut werden, die Bludenzer Innenstadt ist ein fantastischer, historischer Kulturraum.
Wie soll die Wirtschaftsförderung der Zukunft aussehen? Die Wirtschaftsförderung muss auf bestehende Unternehmen ausgeweitet werden. Sie muss Umbauten bestehender Betriebe ermöglichen. Aber ich betone, Wirtschaft wird nicht von der Politik gemacht, die Politik schafft einen Rahmen, idealerweise in Abstimmung mit den Unternehmen und der WIGE. Hier müssen wir jetzt ansetzen und aufeinander zugehen, das ist mein Verständnis von Stadtpolitik.
Kunst, Kultur, allerArt? Bludenz hat eine faszinierende Vereinskultur und eine ausgezeichnete Musikschule. Das gilt es weiter als Teil einer funktionierenden Gesellschaft und Bildungslandschaft zu stärken. Der Verein allerArt soll weiter autonom agieren, aber unbedingt auf die Ressourcen von Kultur und Stadtmarketing zugreifen können, hier müssen wir an einem Strang ziehen, es darf keine Parallelstruktur geben. Kunst und Kultur bieten den Menschen Freiräume zur Entfaltung, und das müssen wir im Auge haben. Wir müssen gemeinsame Wege abseits von parteipolitischen Zielen und leeren Wahlkampfversprechen beschreiten. Denn geht es um die Menschen, die hier leben.